Seit einigen Wochen „wirbt“ die Presse für Führerscheintest für Senioren. Aktuell wird eine Forsa-Umfrage verteilt, bei der Nichtbetroffene (unter 60 Jahren) sich mit großer Mehrheit (66%) für einen Zwangstest im Alter aussprechen. Auch bei den Lesern des FOCUS sind 40% für eine solchen Test.
Schaue ich mir jedoch die Unfallstatistik 2017 an, so würden wir – wenn überhaupt – ein Fahrverbot für 18-24-Jährige benötigen, um die Zahl der Verkehrstoten nochmals zu verringern. Zu beachten ist auch, dass die absolute Anzahl der im Verkehr Getöteten bereits auf dem tiefsten Stand ist – trotz höchstem PKW-Bestand.
Wer den älteren Menschen das Auto nimmt, erhöht ihre Verletzlichkeit im Straßenverkehr, was wahrscheinlich zu mehr Verkehrstoten führen wird.
Mit 21% Bevölkerungsanteil sind Senioren (ab 65 Jahren) nur an 13% der Unfälle mit Personenschäden beteiligt, d.h. sie sind stark unterproportional vertreten.
Junioren (7% der Bevölkerung) waren bei jedem fünften Unfall mit Personenschaden (19,3%) als Fahrer die Hauptverursacher, d.h. sie sind extrem überproportional vertreten.
Es stellt sich zudem die Frage, ob jede zusätzliche Einschränkung eine unzumutbare Belastung für den Einzelnen darstellt, ohne signifikant die Sicherheit der Gesellschaft zu erhöhen. Haben wir bereits das Grenzrisiko erreicht?
- 1953: 12.631 Verkehrstote bzw. 253 je 100.000 Fahrzeuge
- 1970: 21.332 Verkehrstote bzw. 120 je 100.000 Fahrzeuge
- 2017: 3.180 Verkehrstote bzw. 6 je 100.000 Fahrzeuge