Studie zu Waffenbesitz u.a. mit Gary Kleck

Gary Kleck
Prof. Dr. Gary Kleck

Obama finanziert eine 10-Million-USD Studie über Waffenbesitz und Waffengewalt.

Untersucht werden u.a. die folgenden Fragen:

  • Warum möchten Bürger Waffen besitzen?
  • Wie kommen Jugendliche an illegale Waffen?
  • Wie wirkt sich Waffenbesitz zu Hause aus (Selbstmord, Verteidigung)?
  • Führt die Verringerung von illegalen Waffen zu weniger Waffengewalt?
  • Können mehr Auflagen (analog zur deutschen Zuverlässigkeitsprüfung) Waffengewalt minimieren?
  • Können verpflichtende Sicherheitskurse die Verletzungsgefahr verringern?
  • Möglicher Nutzen von technischen Sicherheitmaßnahmen (Abzugsschloss, Aufbewahrung im Safe, Smart Guns etc.)
  • Beeinflussung der Waffengewalt durch Videospiele und anderer Medien

Ein Lichtblick an der Studie ist, dass Prof. Dr. Gary Kleck im Komitee sitzt. Aber er wird es sicherlich schwer haben. Viele Wissenschaftler denken immer noch so, wie er selber in den 70er Jahren, bevor er sich in das Thema vertieft hatte

Wer ist Gary Kleck?

Eine Übersetzung von http://www.guncite.com/gcwhoGK.html :

Gary Kleck ist Professor an der School of Criminology and Criminal Justice an der Florida State University in den USA. Seine Forschung konzentriert sich auf Gewalt und Kriminalitätsprävention mit speziellem Fokus auf den Waffenbesitz.

Dr. Kleck ist der Autor von Point Blank: Guns and Violence in America (Aldine de Gruyter, 1991), und Targeting Guns: Firearms and Their Control (Aldine de Gruyter, 1997). Er schreibt Beträge in den wichtigsten soziologischen Fachzeitschriften.

Im Jahr 1993 gewann Dr. Kleck den Michael J. Hindelang Award der American Society of Criminology für sein Buch Point Blank mit der Begründung, es sei seit drei Jahren der beste Beitrag zur Kriminologie.

Kleck schreibt über sich selbst in Targeting Guns:

Der Autor ist Mitglied von American Civil Liberties Union, Amnesty International USA, Independent Action, Democrats 2000 und Common Cause, sowie anderen politisch liberalen Organisationen. Er ist ein lebenslang registrierter Demokrat und Unterstützer von liberal-demokratischen Kandidaten. Er ist und war nie Mitglied der National Rifle Association, Handgun Control, Inc., oder einer anderen Interessengemeinschaft für oder wider den Waffenbesitz, noch hat er jemals eine Finanzierung für seine Forschung von einer solchen Organisation erhalten.

Marvin Wolfgang, einer der renominiertesten US-Kriminologen und bekennender Waffenkontrollbefürworter, schrieb über Dr. Kleck:

Die Studie von Kleck und Gertz beeindruckt mich wegen der Umsicht und den aufwändigen Nuancen ihrer methodischen Untersuchungen. Ich mag ihre Schlussfolgerungen, dass der Besitz einer Pistole nützlich sein kann, nicht, aber ich kann nichts Nachteiliges über ihre Methodik sagen. Sie haben ernsthaft versucht, alle Gegenargumente bereits im Voraus zu berücksichtigen und haben dies außerordentlich gut gemacht. Marvin E. Wofgang, „A Tribute to a View I Have Opposed,“ Journal of Criminal Law and Criminology 1995, Vol. 86 No. 1.)

Gary Kleck beschrieb, wie er von einem Waffenkontrollbefürworter, zu einem Kontroll-Skeptiker wurde: [1]

Bis etwa 1976 gab es nur wenig verlässlich wissenschaftliche Informationen über den Zusammenhang zwischen Gewalt und Waffen. Folglich waren alle, Wissenschaftler eingeschlossen, frei zu glauben, was sie mochten in Bezug auf Waffen und Waffenkontrolle. Es gab keine wissenschaftlichen Belege, die ihre persönlichen Vorurteile störten. Es war leicht, an die Zweckmäßigkeit der Waffenkontrolle zu glauben und an die negativen Auswirkungen des freien Zugangs zu Waffen (oder an die entgegengesetzten Positionen), weil so wenig relevante Informationen existierten, die diesen Glauben hätten erschüttern können.

Als ich meine Forschung zu Waffenbesitz im Jahr 1976 begann, glaubte ich, wie die meisten Akademiker, an die „Anti-Gun“-These, d.h. an die Idee, dass die Verfügbarkeit von Waffen einen positiven Effekt auf die Häufigkeit und / oder die Schwere von Gewalttaten hat

Damals gehörte diese These zum gesunden Menschenverstand, die nicht empirisch überprüft werden müsste. Doch als sich ein gewisser Umfang an zuverlässiger Evidenz (und eine enorme Menge an nicht-so-sicheren Belegen) angesammelt hatte, verschoben viele der fähigsten Spezialisten in diesem Bereich ihre Position von „Anti-Gun“-Position zu einer skeptischeren Haltung. Nun wurde argumentiert, dass die besten verfügbaren Erkenntnisse die Anti-Gun Position nicht mehr überzeugend oder konsistent unterstützen könnten. Das ist nicht dasselbe wie zu sagen, wir kennen die Anti-Gun Position als falsch an, sondern eher, dass es keine starke Argumente dafür gäbe, dass sie richtig sei. Die prominentesten Vertreter dieser skeptischen Position sind James Wright und Peter Rossi, Autoren der besten wissenchaflichen Literaturbewertungen. (Anm.: Beide waren Professoren am Social and Demographic Research Institut an der Universität Massachusett: http://www.leg.state.co.us/Clics/clics20…0202AttachN.pdf )

[Weitere Forschungen] hatten mich veranlasst, auch die skeptische Position hinter mir zu lassen.

Ich glaube jetzt, dass die beste derzeit verfügbare Evidenz, wie unvollkommen sie auch ist (und immer bleiben wird), anzeigt, dass der freie Zugang zu Waffen keinen messbar positiven Effekt auf die Deliktraten von Totschlag, Selbstmord, Raub, Körperverletzung, Vergewaltigung oder Einbruch in den Vereinigten Staaten hat.

Dies ist nicht das Gleiche wie die Aussage, dass der Zugang gar keine Auswirkungen auf die Gewaltdelikte hat. Der Zugang hat viele Auswirkungen auf die Wahrscheinlichkeit eines Angriffs, Verletzung, Tod, Verbrechen und Vollendung, aber diese Effekte arbeiten sowohl in die Richtung von steigender Gewalt als auch in die Richtung von abnehmender Gewalt, so dass sich die Wirkung aufhebt.

Beispiel:

Wenn Aggressoren Waffen haben, werden sie

  1. ihre Opfer weniger wahrscheinlich körperlich angreifen
  2. weniger wahrscheinlich ihre Opfer durch einen Angriff verletzen
  3. aber mit größerer Wahrscheinlichkeit ihre Opfer eher töten als zu verletzen.

Wenn die Opfer Waffen haben, ist es weniger wahrscheinlich

  1. dass die Aggressoren sie angreifen oder verletzen
  2. dass sie ihr Eigentum bei einem Raub verlieren.

Auf der aggregierten Ebene, in den besten verfügbaren Zeitreihen- und Querschnittsstudien, ist der gesamte Nettoeffekt des Zugang zu Waffen auf die Gesamtrate von Gewalt nicht signifikant von Null verschieden. Die positiven Zusammenhänge, die oft zwischen den aggregierten Gewaltindizes und dem Waffenbesitz gefunden werden, scheinen in erster Linie darauf hinzuweisen, dass Gewalt zu mehr Waffenbesitz führt, jedoch nicht umgekehrt.

Die Verfügbarkeit von Waffen wirkt auf die Rate von bewaffneter Gewalt (z.B die Mordrate mit Schusswaffen, die Selbstmordrate mit Schusswaffen, die Raten von bewaffnetem Raub) und der Anteil der Gewalttaten, die mit Waffen begangen werden (z. B. der prozentuale Anteil der Tötungsdelikte, Suizide oder Raubüberfälle mit Schusswaffen); die Verfügbarkeit von Waffen hat jedoch keine Wirkung auf die Gesamtrate der Gewaltdelikte (auf die absolute Höhe der Mordrate, Selbstmordrate, Raubrate, etc.).

Gary Kleck, Address to the National Academy of Sciences/National Research Council Panel on the Understanding and Prevention of Violence (Apr. 3, 1990) (prepared statement, on file with the Tennessee Law Review).

[1] Don B. Kates (et al), Tennessee Law Review, 1994, Guns and Public Health: Epidemic of Violence or Pandemic of Propaganda?“, pp. 9-10, http://www.constitution.org/2ll/2ndschol/58tenn.pdf

Weitere Informationen zu Gary Kleck:

Ich selber habe Point Blank gelesen und einige der dort gewonnenen Erkenntnisse hier publiziert: Können Verbote von bestimmten Waffentypen die Auswirkungen von Gewalt reduzieren?

Sobald ich Targeting Guns gelesen habe, werde ich diesen Beitrag updaten.

3 Gedanken zu “Studie zu Waffenbesitz u.a. mit Gary Kleck

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