Grippe gefährlicher als Corona?

Titelbild links: Medicalgraphics.de – Lizenz (CC BY-ND 4.0 DE)

Mein allererster Blogartikel im Jahr 2012 handelte von Hysterie:„Erfolge“ der Hysterie: Tod, Verschwendung und Entzug von Bürgerrechten – oder was haben BSE, SARS, EHEC, Waldsterben, Atomkraft, Amokläufe und Terrorismus gemein?

Damals hatte ich die Gefahren, Maßnahmen und Erfolge von BSE, Dioxin, Schweinegrippe, Vogelgrippe, SARS, Waldsterben, Terrorismus und Amokläufe anhand von Medieninformationen zusammengestellt.

Anscheinend haben Bundesregierung, WHO und Medien nicht viel aus der Vergangenheit gelernt, da einige Fehler wieder gemacht werden und durch die Sparmaßnahmen im Gesundheitswesen auch keine Vorsorge betrieben wurde.

Update 01.02.2020: … doch sehr viel gelernt, da mittlerweile sehr transparent Daten zwischen den Wissenschaftlern und mit der Öffentlichkeit geteilt werden. Deswegen hier die für mich neuesten Informationen:

Weil Viren mutieren und bei SARS die ersten Infizierten isoliert wurden, konnten die gefährlicheren Viren auf Isolationsstationen aussterben. Das war mir nicht bekannt. Unter diesen Umständen ist die Quarantäne in Wuhan anscheinend doch eine rationale und notwendige Entscheidung. Es wäre schön gewesen, wenn dieses Wissen sofort verbreitet worden wäre. Vielleicht ist das auch der Grund für den milden Verlauf der Schweinegrippe?
https://www.tagesspiegel.de/wissen/das-virus-wird-leichter-uebertragen-als-sars-der-berliner-sars-entdecker-ueber-das-coronavirus/25497296.html

Der Tagesspiegel hat in einem anderen Artikel berichtet, dass von den ersten 41 Erkrankten nicht nur ältere und vorher belastete Menschen starben: >>Demnach hatte nur jeder Dritte eine Begleiterkrankung, etwa Diabetes, Bluthochdruck oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Das mittlere Erkrankungsalter war 49 Jahre.<<
https://www.tagesspiegel.de/wissen/coronavirus-was-ist-das-es-kann-schnupfen-ausloesen-aber-auch-toedlich-sein/25471454.html

Es gibt in dem Artikel auch einen Link zu den 41 Ersterkrankten: https://www.thelancet.com/journals/lancet/article/PIIS0140-6736(20)30183-5/fulltext

Seit gestern gibt es ein Update für die ersten 99 Ersterkrankten. Nur noch 49% (vorher 66%) waren im Huanan Seefood Market. Das mittlere Erkrankungsalter stieg auf 55,5 Jahre, die Hälfte der Erkrankten (vorher 1/3 ) hatten ein Begleiterkrankung, 11 (11% )(vorher 6, 17%) starben, 31 konnten Entlassen werden. Von den 11 Verstorbenen hatten acht Patienten eine Lymphopenie, sieben eine beidseitige Lungenentzündung, sieben waren älter als 60 Jahre, drei hatten Bluthochdruck und drei waren starke Raucher. Die beiden ersten Toten waren auch die ersten Erkrankten, sie hatten im Market gearbeitet, waren älter als 60 und starke Raucher.
https://www.thelancet.com/journals/lancet/article/PIIS0140-6736(20)30211-7/fulltext

Und noch etwas ist anders als früher: Transparenz und Austausch von Daten unter den Wissenschaftlern – sogar aus China. Auch dieser Artikel vom Tagesspiegel, der hier wirklich extrem gute Artikel zu dem Thema schreibt: https://www.tagesspiegel.de/wissen/forschung-zum-coronavirus-was-bei-den-besorgniserregenden-daten-auch-hoffnung-macht/25477642.html

Ich habe den Artikel den weiteren Artikel von gestern nicht geändert, da die Quintessenz die gleiche bleibt: betreibt bitte Prävention, um Ansteckungen zu verhindern, verfallt nicht in Panik und lasst euch demnächst – falls ihr zu den Risikogruppen gehört – gegen Grippe impfen.

Update 13.03.2020: Während ich weltweite Einreisestopps bzw. Quarantäne für Einreisende aus bestimmten Ländern verstehen kann, da diese – wie in Tschechien – über 90% der ersten 100 Infizierten ausmachen, und die Isolation von Kontaktpersonen vernünftig finde, sehe ich Schulschließungen und Schließungen von Restaurants und sämtlichen Geschäften – wie in Tschechien – als Panikmache. Heute habe ich ein Interview mit der Virologin Prof. Dr. Karin Mölling gehört:

Corona ist kein schweres Killervirus! Die Panikmache ist das Problem. „Wir haben hier eine Social Media- oder Presse-Epidemie.“

Hier der Podcast zum Nachhören:  Virologin Mölling: Corona ist kein schweres Killervirus – Panikmache ist das Problem (mp3, 11 MB)

Originaler Artikel vom 31.01.2020: Hier ein Auszug aus dem PDF-Dokument:

SARS: 2002 brach SARS in China aus, die WHO sprach von Pandemie.
Gefahr: 790 Tote, vor allem in China, in Deutschland 0
Maßnahmen: Quarantäne in Singapur, Ausruf von medizinischem Notstand in Taiwan. Reisen von/nach Asien und Kanada werden vermieden
„Erfolg“: Ca. 10 Milliarden US-Dollar Verlust in der weltweiten Luftfahrtbranche, sowie weitere 10 Milliarden in der südostasiatischen Wirtschaft und Tourismusbranche

Vogelgrippe: 2005 rief die WHO eine Pandemie aus, ein Drittel der Menschheit sei bedroht.
Gefahr: Weltweit erkrankten 553 Menschen, davon starben 323, die Mehrheit in Asien, in
Deutschland 0. Keine Gefahr für Menschen ohne direkten Kontakt mit Geflügel.
Maßnahmen: Hunderttausende gesunde Hühner, Enten und Gänse wurden getötet. Im Februar 2006 wurde eine einjährige Stallpflicht eingeführt, bei der ca. 10% der Vögel starben. Quarantänen, Sperrzonen, Tests, Überwachungen, Verbote von Märkten, Ausstellungen und Jagd. Die WHO empfahl den Staaten die Einlagerung des Grippemittels Tamiflu für ein Viertel der Bevölkerung.
„Erfolg“: Allein Bayern gab 22 Millionen Euro für Tamiflu aus. Ca. 143 Millionen Euro Schaden in Deutschland, u.a. durch Preiseinbußen und 20% Umsatzrückgang bei Geflügel und Futtermittel.
Update: Später stellte sich heraus, dass Tamiflu bei Vogelgrippe so hilfreich wie Aspirin bei der saisonalen Grippe war.

Schweinegrippe: Frühjahr 2009: Die Schweinegrippe sollte 50 Millionen Menschen hinraffen.
Gefahr: weltweit sind 18.400 Menschen gestorben, in Deutschland 258. Bei einer normalen Grippewelle in Deutschland sterben zwischen 8000 und 11.000 Menschen. In Australien starben ein halbes Jahr vorher 190 Menschen, dafür fehlten die „üblichen“ 2500 Toten durch die saisonale Grippe.
Maßnahmen: Ankauf von Impfstoffen ( unterschiedliche für Bundeswehr/Politiker und Bürger).
„Erfolg“: 280 Millionen Euro wurden in Deutschland für 34 Millionen Impfdosen aufgebracht, von denen mehr als 28 Millionen übrig blieben. Milliardeneinnahmen weltweit bei Impfstoffproduzenten, Diagnostikfirmen und Hersteller von Desinfektionsmitteln.
Update: 2010 lud das Deutsche Ärzteblatt zum „Impfgipfel“ ein und wertete die Maßnahmen aus. Unter anderen wurde ein „Kommunikationsdesaster“ festgestellt.

Professor Dr. Gigerenzer, der mit Prof. Dr. Krämer seit Jahren die Unstatistik.de publiziert, fasste die Maßnahmen zur Schweinegrippe wie folgt zusammen:

Die pandemische Influenza (H1N1) 2009 (Schweinegrippe) hat gezeigt, dass viele Entscheidungsträger Bürgern nicht zutrauen, mit Unsicherheiten vernünftig umzugehen.

Wir besprechen drei grundlegende Probleme der damaligen Informationspolitik:
(1) Wissen und Nicht-Wissen wurde nicht vollständig und transparent kommuniziert,
(2) statt Bürger zu informieren, wurden diese oft paternalistisch behandelt, und
(3) das Vertrauen der Öffentlichkeit in Impfungen und Institutionen wurde durch (1) und (2) beschädigt.

Wir schlagen Experten und Entscheidungsträgern folgende Maßnahmen vor, um zukünftig solche Probleme zu vermeiden: transparente Beschreibung der Lage statt Schlagwörter wie „Pandemie“, transparente Kommunikation von Wissen und Nicht-Wissen statt dramatischer Schätzungen von Todesraten und Offenlegung politischer Entscheidungsprozesse und Interessenkonflikte.

Weil ich 2012 den Blogartikel geschrieben hatte, war ich von Anfang sehr skeptisch bei den Medienberichten. Und scheinbar war ich nicht die Einzige, da peu a peu auch bessere Medienberichte auftauchen, wie dieser hervorragende Artikel von der Stuttgarter Zeitung: Vergleich Grippe- und Coronavirus vom 29.01.2020 oder auch das Interview auf rbb von Jörg Thadeusz mit dem Leiter des Instituts für Virologie an der Berliner Charité, Prof. Dr. Christian Drosten. Dieses sollte man sich anschauen.

Corona-Virus: Pandemie und Mortalität

Der Corona-Virus ist pandemisch, d.h. er verbreitet sich schnell. Ein Infizierter steckt 2-3 Leute an, ähnlich wie bei SARS, aber weniger als bei Masern (18). Bisher sind laut Stuttgarter Zeitung 17% der Erkrankten schwer erkrankt und 2% verstorben. Die tödlichen Verläufe treffen offenbar vor allem Ältere und Patienten mit einer gesundheitlichen Vorbelastung.

Diese Prozentangaben können sich noch verringern, sobald die tatsächliche (oder wissenschaftlich geschätzte) Zahl der Infizierten bekannt ist. Dies ist jedoch erst nach Beendigung der Epidemie möglich.

2% Mortalität stellen ein hohes Risiko dar, sagt Prof. Dr. Drosten,  0,2% seien normal, 10% wie bei SARS sind selten, 25 – 90% wie bei Ebola sind extrem.

Grippewelle war tödlichste in 30 Jahren

2017/18 hatten wir die tödlichste saisonale Grippe seit 30 Jahren in Deutschland. 25.100 Menschen starben, es gab über 9 Millionen Arztbesuche wegen Grippe. Nur 34% der besonders gefährdeten Bürger ab 60 Jahren hatten sich impfen lassen. Dabei liegt die Mortalität für über 75-Jährige bei über 0,1 %.

Ich selber hatte von dieser Grippe überhaupt nichts mitbekommen, weil niemand Bekanntes erkrankt war und die Medien darüber kaum berichtet hatten. Auch vor der nächsten Grippewelle gab es keine Aufrufe der Medien, sich impfen zu lassen, damit sich so eine „Todeswelle“ nicht wiederholt.

Aktuell sind 7000 Menschen in Deutschland mit Grippe infiziert und bereits 42 an Grippe verstorben, schreibt das Robert-Koch-Institut. Darüber liest man nichts, nur von den fünf an Corona-Virus Infizierten aus München.

„Die Schutzmöglichkeiten müssen besser genutzt werden“, betont RKI-Präsident Lothar H. Wieler. Die Impfung ist trotz der von Saison zu Saison unterschiedlichen Wirksamkeit die wichtigste Schutzmaßnahme.

Die Ständige Impfkommission (STIKO) empfiehlt die Impfung für alle Personen über 60, für chronisch Kranke aller Altersstufen, für Schwangere und für Medizin- und Pflegepersonal. „Mit keiner anderen Impfung lassen sich hierzulande mehr Leben retten“, unterstreicht Wieler.

Pressemitteilung des Robert-Koch-Institiuts (RKI) vom 12.09.2018

grippe

Zahlen stammen von derWHO (weltweit) und von der Gelben Liste (Deutschland).

Prävention

Bisher gibt es keinen Impfstoff gegen das neue Corona-Virus. Von daher kann man sich nur mit den allgemein üblichen Präventionen schützen: Menschenansammlungen vermeiden, Reisen in Risikogebieten vermeiden, Händeschütteln vermeiden, oft die Hände desinfizieren.

Ein Mundschutz ist als Fremdschutz (weniger Tröpfchenübertragung) geeignet, jedoch nicht für den Eigenschutz (kein Schutz vor Ansteckung). Von daher haben die Flughäfen Recht damit, ihren Angestellten das Tragen von Mundschutz zu verbieten. Entweder sind diese gesund, dann hilft kein Mundschutz; oder sie sind krank, dann sollen sie zu Hause bleiben.

Die Notfallmediziner empfehlen zudem, bei Verdacht lieber den Notarzt zum Hausbesuch zu rufen anstatt selber Ärzte und Krankenhäuser aufzusuchen, um die Ansteckungsgefahr zu minimieren.

Diesen letzten Tipp können Chinesen nicht umsetzen, da es dort keine niedergelassene Ärzte mit Hausbesuchen gibt. Das mag auch einer der Gründe für die pandemische Ausbreitung zu sein: alle müssen ins Krankenhaus und stecken andere auf dem Weg dorthin und im Krankenhaus selber an.

Ein weiterer Grund mag sein, dass Erkrankte auch nach Abklingen der Symptome ansteckend bleiben und sogar Leute ansteckend sind, die gar keine Symptome aufweisen. Im Gegensatz zur „normalen“ Grippe kann man Virusträger sein ohne Fieber oder anderer Symptome wie Husten oder Kurzatmigkeit.

Das Ärzteblatt berichtet, dass die Chinesin aus Wuhan, die den ersten Münchner ansteckte, beim Kontakt beschwerdefrei war und erst später erkrankte. Der Münchner hingegen ging nach drei Tagen Krankheit beschwerdefrei zur Arbeit und steckte dort seine Kollegen an.

Der Corona-Virus ist in China zudem zu einer Zeit ausgebrochen, wo Hunderttausende wegen Festlichkeiten ihre Familien besucht hatten. D.h. es wurde mehr gereist als üblich und Reisen bedeutet große Menschenansammlungen.

WHO erklärt internationale Notlage

Die Entscheidung der WHO, die Coronavirus-Epidemie zum internationalen Gesundheitsnotstand zu erklären, ist richtig, weil sich diese pandemisch ausbreitet.

Die Erklärung der Tagesschau ist jedoch falsch, weil sie nur auf die Pandemien auflistet, ohne diese in Relation mit unserer saisonalen Grippe zu stellen, an der bereits mehrere Tausend erkrankt und über 40 gestorben sind.

Wie ich oben schon schrieb, hatte die milde verlaufende Schweinegrippe die saisonale Grippe, zumindest in Deutschland und Australien, verdrängt gehabt. Es starben in dem Pandemiejahr 95% weniger Menschen als üblich. Auch die weltweiten Todesopfer von SARS mit ca. 800 sind ein Klacks im Vergleich zu den 250.000 bis 650.000 Grippetoten. Zur Zeit deutet alles daraufhin, dass auch der Corona-Virus milde verläuft, aber eben auch hoch ansteckend ist.

Wir brauchen in Deutschland keine Angst vor dem Corona-Virus haben, aber wir sollten alles wissen, um Ansteckungen zu vermeiden, wozu Aufklärung statt Panikmache gehört. Zur Zeit habe ich mehr vor den Leuten Angst, die die chinesische Diktatur bewundern, als vor dem Corona-Virus selber.

3 Gedanken zu “Grippe gefährlicher als Corona?

  1. Grippe ist „normal“, eine Pandemie ist aufregend. So lange, wie man sich mit diesen Dingen beschaeftigt (ich als Hypochonder weiss, wovon ich rede), werden echte Probleme aus Gesellschaft und Politik verdraengt. Hier sieht man hoechstens das kranke „Gesundheitswesen“ in Deutschland.

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  2. Zum Coronavirus frage ich mich, warum die Chinesen die Krankheit zunächst (auf unterer Ebene) erst vertuschen wollten und dann, als wohl auch die Zentralregierung davon erfahren hat, auf einmal so extrem reagiert haben. Man schickt nicht zig Millionen Menschen in einem Industriegebiet für Wochen in Quarantäne, wenn man dafür keine wirklich guten Gründe hat. Für mich sieht das Ganze daher schon eher nach einem durch Schlamperei verursachten Unfall mit einer zum Glück erst halbfertigen biologischen Waffe aus.
    Siehe dazu auch http://www.epochtimes.de/china/enthuellt-china-bedroht-die-welt-mit-biologischer-kriegsfuehrung-a3160723.html vom 20.2.2020
    Persönlich fürchte ich mich weder vor einer Grippe noch vor dem Coronavirus, weil ich bei Bedarf das in http://www.freizahn.de/2020/02/mehrzweckwaffe-gegen-viren-und-bakterien/ beschriebene Chlordioxid verwenden werde.

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