Gestern habe ich einen der besten Artikel über Journalismus gelesen. Beim Lesen des Artikels musste ich die ganze Zeit daran denken, mit welchem Anspruch wir 1998 an unseren Webshop herangegangen sind. Daher vergleiche ich heute einige Grundsätze für guten Journalismus mit unserem Shop.
Die NZZ macht das Gleiche wie wir: sie ist ein Infobroker, der aus der Vielzahl von Informationen (bei uns Produkten) diejenigen publiziert, die als wertvoll, wichtig und informativ einschätzt werden. Die Fake-News beim Journalismus entsprechen den blumigen Werbeversprechungen bei Produkten.
Es gibt heute nicht mehr Fake-News als früher, wohl aber mehr Zweifel an der Glaubwürdigkeit der Medien. Diese Skepsis hat die Presse mitverschuldet. Zehn Grundsätze für guten Journalismus im digitalen Zeitalter.
Bevor es das Internet gab waren wir alle abhängig von den gedruckten Informationen und Katalogen. Presse und auch Katalogversender waren die „Gatekeeper“ der Information. Sie bestimmten, was wir lesen und wissen durften.
Mittlerweile können wir uns nicht nur im Web bei Presse und Herstellern informieren, sondern auch Rat in Foren, Blogs und auf Testseiten holen. Auch hilft das Web für Preisvergleiche und Transparenz.
Guter Journalismus und gute Webshops haben vieles gemeinsam. Sie setzen gesunden Menschenverstand ein und respektieren ihre Leser bzw. Kunden.
1. Wir sind keine Algorithmen
So wie die NZZ nicht jede angeblich wichtige Information verteilt, findet man auch in unserem Webshop nicht alle Produkte, für die gerade Interesse besteht. Wir entscheiden, ob das Produkt zu uns passt und ob wir es mit gutem Gewissen verkaufen können.
2. Geiz ist nicht geil
So wie die NZZ nicht auf Reichweite und Klicks setzt, so wollen wir nicht mit den allerniedrigsten Preisen glänzen, sondern bieten faire Preise mit Service. Klasse statt Masse. Das kommt bei unseren Stammkunden gut an, da diese uns oft weiterempfehlen.
3. Wir nehmen uns Zeit
So wie die NZZ auf Gründlichkeit und Qualität setzt, sind wir nach der Shot Show und IWA selten die Ersten, die die neuen Produkte im Shop anpreisen. Oft warten wir auf zusätzliche Informationen von den Herstellern und Fachmedien, die peu a peu eintrudeln.
4. Differenzierung ist notwendig und 5. Wir haben eine Meinung
Differenzierung und Meinung drücken sich im Portefeuille unserer Produkte aus, indem wir nicht alle lieferbaren Produkte auflisten, sondern eine Auswahl treffen. Diese wird durch die Vorlieben unserer Mitarbeiter und Kunden mitbestimmt, wie auch durch das Vertrauensverhältnis zwischen Hersteller/Großhändler und unserer Firma.
6. Glaubwürdigkeit ist unser höchstes Gut
Die NZZ schreibt: „Glaubwürdigkeit beruht auf professionellen Standards, auf der Sorgfalt der Recherche und der Qualität…“
Für professionelle Standards benötigt man Sachkenntnis und Ressourcen. Sind die Ressourcen begrenzt durch Räumlichkeiten oder Beschäftigte, muss man sich auf das konzentrieren, was man gut kann. Bei uns liegt der Schwerpunkt auf Großkaliber für Sport und Jagd und deren Zubehör – und das weltweit.
Andere Shops führen nur erwerbsscheinfreie Waffen, nur solche für olympische Disziplinen, nur Artikel für Wiederlader, haben ein riesiges Bekleidungsangebot oder beliefern nur den deutschen oder EU-Markt.
Das ist das Schöne am Web. Vor der Internetzeit musste man als „Warenhaus“ arbeiten, d.h. alles anbieten, wofür lokal ein Bedarf bestand – auch wenn man nicht für alle Produkte ein Experte war. Heutzutage kann man sich spezialisieren und konzentrieren, wodurch die Glaubwürdigkeit gestärkt wird.
7. Was wichtig ist, bestimmt nicht Google, 8. Mut zur Mässigung, 9. Digitale Zivilcourage und 10. Wahrheit ist relativ
Diese vier Punkte sind sehr wichtig für guten Journalismus und für uns Bürger. Ich empfehle jedem, sich diese durchzulesen und zitiere den vorletzten Absatz, da ich genau aus diesem Grund blogge.
Postfaktische Politik ist das Gegenteil von dem, was eine Demokratie unter Wahrheit verstehen sollte. Für diese ist Wahrheit nichts Feststehendes, sondern ein permanenter Prozess, ein stetes Ringen um Positionen im Wissen darum, dass niemand ausschliesslich im Besitz der Wahrheit ist.
Wahrheit ist in der Demokratie also etwas sehr Relatives.
Gotthold Ephraim Lessing formulierte es so: «Nicht die Wahrheit, in deren Besitz irgendein Mensch ist, oder zu sein vermeinet, sondern die aufrichtige Mühe, die er angewandt hat, hinter die Wahrheit zu kommen, macht den Wert des Menschen.»
Zum Weiterlesen:
Guter Journalismus: Wahrheit und andere Lügen –
„10. Wahrheit ist relativ“
NEIN! Wahrheit ist nicht relativ. Wundert mich, dass sich die NZZ das wichtigste Dogma des Kulturmarxismus zu eigen macht. Es gibt selbstverständlich eine objektive Wahrheit. Etwas anderes zu behaupten, zeugt lediglich vom Nichtvorhandensein eigener Werte und postmoderner Beliebigkeit.
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NEIN! Die Wahrheit ändert sich laufend. Es gibt keine Objektivität, sondern immer Schwarz und Weiß und sehr viele Grautöne, außer bei Dingen, die man mit naturwissenschaftlichen Fakten beweisen kann, wie z.B. Galileo Galileis Erkenntnisse.
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Liebe Frau Triebel,
leider unterliegen Sie einem ganz fundamentalen Denkfehler, der uns von der Linken über Jahrzehnte anerzogen wurde, nämlich dass alles relativ ist. Das ist hanebüchener Unsinn, der die gesamte Philosophiegeschichte von Sokrates bis heute mal eben für wertlos erklärt. Die Wahrheit ändert sich nie. Das, was sich ändert, ist das, was wir über die Wahrheit wissen, oder wissen wollen, oder über sie erzählen. Aber die objektiv richtigen oder falschen Tatsachen ändern sich nicht. Seien Sie doch bitte intellektuell konsequent und sagen statt „Wahrheit“ bitteschön „Narrativ“, denn das ändert sich im Laufe der Zeit. Aber die Wahrheit kann sich per Definition gar nicht ändern, weil sie ja wahr ist. Und wenn sich die „Wahrheit“ ändert, dann war sie von vorn herein nicht wahr. Ist das so schwer zu verstehen? Es gibt nicht nur in der Naturwissenschaft objektive Wahrheit. Die Gesetze der Logik gelten auch in den Geisteswissenschaften, wenn sie dort auch immer seltener Anwendung finden. Die Wahrheit existiert vollkommen unabhängig von unserer Wahrnehmung derselben. Ohne die Vorstellung einer objektiven Wahrheit ist ein Satz wie „Politiker XY hat in dieser Angelegenheit gelogen“ hinfällig. Und genau das ist des Pudels Kern. Gerade in der Politik geht es darum, ein „Narrativ“ als „Wahrheit“ zu etablieren. Diese beiden Begriffe darf man nicht verwechseln.
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Nun ja, ich war Leser der NZZ und habe diese Zeitung, genau wie den Spiegel auch, aus meiner Lektüre verbannt.
Die NZZ gibt sich als Konservativ und als Blatt / Organ der FDP in der Schweiz.
Trotzdem ist sie in wichtigen Themen oft Links und sie fährt massive opposition gegen die wirklichen Konservativen, ich meine die SVP.
Seit die FDP in den letzten 25 Jahren viele Wähler an die SVP verlor, hat die NZZ keine wirklich klare Linie mehr, ja sie schiesst notfalls lieber gegen die SVP anstatt konsequent die Linken zu bekämpfen, was eigentlich ihr Aufgabe wäre.
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Die NZZ ist leider heute auch Teil der Fake-News Medien, nicht ganz so schlimm wie eine FAZ oder ein Spiegel in DE, aber doch Teil davon.
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