Clash der Kulturen

In der letzten Woche habe ich mehrere Nachrichten in Facebook mit der Überschrift „Clash der Kulturen I bis VI“ geteilt, weil ich glaube, dass wir uns zur Zeit in einem Umbruch befinden, der sehr an die Zeiten von Martin Luther und Aufklärung erinnert.

Manuel Eisner hat 800 Jahre Mord in Europa untersucht und einen signifikanten Rückgang von Gewalt beobachtet. Ein Grund (von vieren) sei die Kultur:

Mindestens zwei breite, kulturelle Bewegungen in der westlichen Welt, nämlich Protestantismus und der moderne Individualismus könnten im Zusammenhang mit einer Abnahme zwischenmenschlicher Gewalt stehen. Die wichtigsten protestantischen Grundsätze waren Disziplin, Scham und Schuld, sowie menschliche Würde und Empathie für Schwache. Sowohl Reformation, als auch Gegenreformation lösten eine umfassende Welle an kirchlicher Religiosität aus und legitimierten den Eingriff von Klerikern in die Privatsphäre, dienten jedoch als Rückgrat einer steigenden Alphabetisierung und Bildung.

Zur selben Zeit (ab dem 16. Jahrhundert) begann der Aufschwung des modernen Individualismus. Das Individuum wurde von Gruppenzwang, Blutrache bzw. Fehde und ähnlichem befreit.

Während der Reformation wurden Buchdruck und die deutsche Übersetzung der lateinischen Bibel genutzt, um sich von der katholischen Kirche, die die Inquisition und Hexenverbrennung erfunden hatte, zu distanzieren.

Heute wird das Internet und insbesondere die Verbreitung in englischer Sprache genutzt, um zwischen totalitärem Islam (mit Fatwa und Scharia, analog zur Inquisition und Kirchenrecht) und liberalem Islam (Säkularisierung und Liberalisierung) zu differenzieren.

Ich verstehe daher die Linken nicht, die mit falschem Verständnis von „Toleranz“, diejenigen diffamieren und ausgrenzen, die im Sinne von Martin Luther, Lessing und Kant zur Aufklärung beitragen und eine Ablösung von der patriarchalischen Auslegung des Islam einfordern.

Wir sollten doch die unterstützen, die Kritik üben, die Veränderungen einfordern, die ihren Glauben im Einklang mit unserer FDGO (Freiheitliche demokratische Grundordnung) leben. Stattdessen wird diesen Kritikern Islamophobie vorgeworfen und Rechtsextremismus.

Doch Toleranz ist keine Einbahnstraße!

Ich bin letze Woche auf diese Rede (hier in voller Länge) von Bernig gestoßen, die eine breite Öffentlichkeit verdient.

Der Schriftsteller Jörg Bernig, der seit geraumer Zeit einen Ruf als Romanautor und scharf beobachtender Essayist erwirbt, hielt als wahrer Sohn der Aufklärung am 7. September eine nachdenkliche Rede im Rahmen der Kamenzer Lessingrezeption. Es ist die Rede eines Menschen, der diese Demokratie bewahren will. Es geht ihm um die Bevormundung der Bürger und die Selbstherrlichkeit des Feuilletons (Anm. und um den Zusammenprall der Kulturen).

„Es mag paradox klingen, aber mehr als zweihundert Jahre nach Lessing und Kant geht es um die  Verteidigung der Aufklärung. Nicht mehr, aber auch nicht weniger. Dessen müssen wir uns bewusst sein. Vergessen wir es nicht, lassen wir uns nicht einschüchtern und haben wir Mut, selbst zu denken.“

Achse des Guten vom 21.10.16

Die muslimische Zürcher Politologin Elham Manea fordert ein Umdenken der muslimischen Gemeinschaft.

«Der IS ist ein Teil von uns.» Auf den ersten Blick mag dies eine überraschende Aussage sein. Aber nur auf den ersten Blick.

Vor zwei Jahren war dies der Titel eines Artikels, den Saad bin Tafla al Ajami, der ehemalige Informationsminister von Kuwait, verfasst hat. Er feiert darin nicht etwa den Islamischen Staat und seine Gräueltaten. Vielmehr erinnert er uns Muslime daran, dass der IS das Produkt des etablierten religiösen Diskurses der letzten Jahrzehnte ist – auch wenn sich die Mehrheit der Muslime klar vom IS distanziert.

Der IS, so der ehemalige Minister, «kommt nicht von einem anderen Planeten». Er ist nicht das Produkt des ungläubigen Westens oder eines längst vergangenen Orients. Nein. «Wir können die Wahrheit nicht verleugnen: Der IS hat seine Ideologie in unseren Schulen gelernt, in unseren Moscheen, er hat sein Wissen aus unseren Medien bezogen und ist den Fatwas gefolgt, die wir erlassen haben.» Der Mann hat recht.

… Es hilft nicht, den Kopf in den Sand zu stecken. Es gibt kein Entkommen: Der IS ist ein Teil von uns. Wir haben ihn zu dem gemacht, was er ist. Wir haben seine verquere Ideologie in unseren Schulen, Moscheen und TV-Stationen mehrheitsfähig gemacht. Und trotzdem scheinen wir überrascht, dass der IS das, was gepredigt wurde, wörtlich genommen hat.

Das kann nicht unser Ernst sein!

Wir Muslime müssen unsere Verantwortung anerkennen. Tun wir es nicht, wird sich nichts ändern.

Blick vom 14. August 2016

Mein Freund aus Indien erzählte mir, dass die Hindus – als ihre Religion ca. 1400 Jahre alt war – versucht hatten, diese mit Gewalt Ungläubigen überzustülpen. Genau wie die Christen mit ihren Kreuzzügen und Eroberungen im 14. bis 17. Jahrhundert. Er nannte das „pubertierende Religionen“. Der Islam befände sich demnach aktuell in seiner „Pubertät“ mit seinen 1400 Jahren und das würde in den nächsten 200 Jahren ausgestanden sein. Ich antwortete, dass dies mit Internet eventuell schneller ginge, da sich Nachrichten heutzutage viel schneller verbreiten.

Die Wahrscheinlichkeit, diesen Umbruch auf 20 Jahre zu verkürzen, ist gering. Von daher werde ich das wohl nicht mehr erleben. Trotzdem ist es unsere Pflicht, die kritischen Moslems und deren Helfer zu unterstützen:

  • die Frauen im Iran, die gegen die Schleierpflicht und das Fahrradverbot demonstrieren: http://mystealthyfreedom.net/en/
  • die Blogger, die wie Raif Badawi wegen angeblicher Beleidigung des Islam zu 10 Jahren Haft, 1000 Peitschenhieben und einer Geldstrafe von 194.000 Euro verurteilt wurden (bei anderen wurde die Todesstrafe schon vollzogen)
  • kritische Islamwissenschaftler, wie z.B. Abdel-Hakim Ourghi, der sich für Reformen einsetzt
  • kritische Politikwissenschaftler, wie z.B. Hamed Abdel-Samad, der für die Säkularisierung und Liberalisierung des Islam eintritt
  • kritische Soziologen, wie z.B. Necla Kelek, die sich insbesondere gegen die Rechtlosigkeit der Frauen im Islam wehrt
  • kritische Journalisten, wie Constantin Schreiber, die versuchen den „Clash der Kulturen“ mit Aufklärung zu reduzieren

Constantin Schreiber, fordert ein Umdenken: „Es ist untragbar, dass westliche Staaten mit diesem Regime (Saudi-Arabien) weiterhin auf Augenhöhe zusammenarbeiten und keinen angemessenen Druck ausüben.“

Aber genau das tun wir, insbesondere auf UN- und EU-Ebene. Wir hofieren die Unrechtsstaaten Saudi-Arabien und Iran und die – mittlerweile auch dazu zählende -Türkei und diffamieren diejenigen, die diese Staaten kritisieren, wie z.B. Israel.

Und hier tun sich die angeblich so weltoffenen links-liberal Denkenden ganz besonders hervor, sei es die „High Five-Begrüßung“ von Claudia Roth und dem iranischen Botschafter oder die Kopftuch-Affäre im Wirtschaftsministerium, sei es der Handschlag Hendricks mit einer Ex-Geiselnehmerin oder der Boykott von israelischen Produkten, sei es die Ablehnung eines Burka-Verbot oder Förderung von Nachrichtensprecherinnen mit Kopftuch.

Viele Politiker sind auf mindestens einen Auge blind.

P.S.

All die Kritiker, die wieder mal der Meinung sind, das hier hätte nichts mit Waffenbesitz zu tun, sollen sich bitte mal überlegen, welche Staaten die UN, EU und USA mit Waffenlieferungen unterstützt – während die gleichen Institutionen den privaten Besitz einschränken wollen.

Desgleichen sollen die Kritiker darüber nachdenken, dass die Aufklärung die Verantwortung des Individuums hervorhebt. Waffenbesitz ist ein Freiheitsrecht, welches auch die Pflicht zur Verantwortung hat.

Die Staaten und Institutionen, die aus den vorgeschobenen Gründen Sicherheit und Schutz dieses Recht mittels Generalverdacht auf alle privaten Waffenbesitzer einschränken wollen, sind die gleichen, die einen Generalverdacht für Muslime ablehnen.

So wie nicht jeder Muslim unter dem Verdacht stehen darf, Gewalt im Namen seiner Religion zu hofieren oder gar selbst Gewalt ausüben zu wollen, so dürfen auch private Waffenbesitzer nicht als signifikantes Risiko angesehen werden.

Die Parallelen sind nicht von der Hand zu weisen. Ich habe das im Januar 2015, nach Paris I, bereits beschrieben:

Der Gipfel der Heuchelei

Heute habe ich Heiko Maas und Thomas Oppermann beim Heucheln erwischt. Bei jedem ihrer Worte musste ich an 2009 (Amoklauf von Winnenden) und 2011 (Amoklauf von Utoya) und 2013 (Antrag auf Waffenverbote im Bundestag) denken. Und deshalb habe ich ihre heutigen Reden einmal umgeschrieben, indem ich einige Worte ausgetauscht habe. Die Originalzitate befinden sich jeweils unter dem YT-Clip.

13 Gedanken zu “Clash der Kulturen

  1. Nachtrag: Der Tagesspiegel ist sehr links-liberal geworden und hat trotzdem diesen Artikel veröffentlicht: Umstrittenes Kulturfestival in Berlin: Gegen Israel – mit öffentlichen Geldern

    „Apartheid-Regime“, „kolonialistisches Gebilde“, „ethnische Säuberungen“: auf einem palästinensischem Kulturfestival in Berlin wurde offen gegen den jüdischen Staat gehetzt. Finanziert wurde die Veranstaltung mit Mitteln der Senatskanzlei.
    http://www.tagesspiegel.de/berlin/umstrittenes-kulturfestival-in-berlin-gegen-israel-mit-oeffentlichen-geldern/14711762.html

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  2. Die Linken verbrüdern sich deshalb mit dem Islam, weil sie mit dem Islam endlich die Morgenluft wittern, die sie brauchen, um den verhassten Westen und den verhassten Kapitalismus zu vernichten. Das Irrsinnige dabei: Die Muslime sind für die Linken letzten Endes nur nützliche Idioten, um die weltweite Herrschaft sozialistischer Eliten herzustellen und die Linken sind für die Muslime nützliche Idioten, um das weltweite Kaliphat aufzubauen. Wir haben hier auf beiden Seiten einen faustischen Pakt und es wird höchste Zeit, dass der freie Bürger sich dagegen wehrt.

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