Medikamente gegen Depressionen

Durch den Artikel „Sterbeursachenstatistik nach ICD-10“ ist der Wissenschaftler und Blogger Volker T. mit einem Mediziner ins Gespräch gekommen. Zwar haben sich hierbei keine neuen Erkenntnisse bezüglich unnatürlicher Sterbeursachen ergeben, jedoch interessante Informationen über eine mögliche Ursache für viele, grauenvolle Massaker der jüngeren Zeit.

Gemeint sind die Massaker bei denen die Täter scheinbar urplötzlich und ohne erkennbaren Anlass in eine Art Tötungsrausch verfielen und zahlreichen Menschen sowie häufig sich selbst das Leben nahmen. Als mögliche Ursache müssen demnach auch psychoaktive Medikamente, sogenannte Psychopharmaka, in Betracht gezogen werden…..

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34 Gedanken zu “Medikamente gegen Depressionen

  1. Vorsicht Katja, ganz dünnes Eis!

    Natürlich sind Psychopharmaka gefährliche Medikamente. Genauso wie alle anderen verschreibungspflichtige Medikamente. Und natürlich gibt es Nebenwirkungen, besonders bei nicht sachgemäßer Einnahme wie z.B. Überdosierung, Unterdosierung, falsches Medikament. Ein Zusammenhang zwischen Missbrauch und Suiziden, Gewaltverbrechen usw. ist bis dato pure Mutmaßung (auch wenn die Wahrscheinlichkeit sehr wohl besteht). Bei ordnungsgemäßer Dosierung, Einstellung und Einnahme konnten meines Wissens nach noch keine Auffälligkeiten in diese Richtung festgestellt werden. Bei der Verantwortlichkeit sind wir also wieder bei dem Delinquenten und nur einschränkend beim Arzt. Die Verantwortung der Pharmaindustrie würde dann frühestens auf Rang 3 auftauchen.

    Die Beipackzettel sind in Punkto Nebenwirkungen ellenlang und führen natürlich auch Stimmungsschwankungen auf. Deshalb benötigt jedes Medikament eine Einstellungszeit, unter Umständen mit mehrfachem Wechsel des Medikaments, bis ein Patient mit der festgelegten Dosierung entlassen wird.

    LG Karsten

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    • Das mit dem „dünnen Eis“ ist mir bewusst. Prof. Dr. Scheithauer schreibt in seinem Buch, dass Psychopharmaka vielen Patienten ein „normales“ Leben ermöglichen und keine erhebliche Gefahr erkennen lassen. Nur die Zeit der Einstellung und Abgewöhnung kann unter Umständen erhebliche Gefahren verursachen.

      Karsten, du schreibst nicht ohne Grund das Wort „entlassen“. D.h. wir beide gehen konform, dass solche Mittel in Kliniken eingestellt und abgestellt werden sollten.

      Es gibt auf komplizierte Probleme keine einfachen Lösungen. Weder ein totales Waffenverbot, noch ein totales Psychopharmakaverbot würde Abhilfe schaffen. Das erstere verkauft sich jedoch gut. Und am zweiten wird gerade „gearbeitet“, da manche schon Berufsverbote für psychisch Kranke fordern.

      Unerhebliche Gefahren, auch wenn sie u.U. Tote verursachen, müssen wir hinnehmen und wir müssen lernen, mit diesen Risiken umzugehen.

      Wir können die Gefahren abmildern, wie z.B. Gewalttätern keinen Zugang zu Waffen zu ermöglichen und die Einstellung/Abstellung von Psychopharmaka in Kliniken vorzunehmen.

      Wir werden hoffentlich auch bald eine Rekonvaleszenz bei psychisch Kranken anerkennen können. Auch wenn psychisch Kranke Hilfe einholen, dürfen sie nicht ihr gesamtes Leben gebrandmarkt werden. Wir lassen Straftäter zur Rehabilitation frei, das Gleiche müssen wir auch psychisch Kranken zugestehen.

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      • Ich bin in dieser Hinsicht voll bei Dir, Katja. Ich hege nur die Befürchtung, wenn dieser Text auf Facebook die Runde macht, geht das nach hinten los. Die Einstellung mit Psychopharmaka wird tatsächlich schon weitgehend in Kliniken eingestellt. Einstellungszeitraum 4 – 6 Wochen. Das Problem ist, die Mittel entfalten ihre Wirkung erst nach ca. 2 Wochen. Erst danach kann die Dosis eingestellt werden. Ein Schnellschuss vom Facharzt geschieht leider immer noch bei Ritalin und ähnlichem.

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      • Auf Facebook & Co. macht alles seine Runde – auch Verschwörungstheorien…

        Aus dem Bekanntenkreis ist mir ein Selbstmord 48 Stunden nach Einnahme von Psychopharmaka – ohne Klinikaufenthalt – bekannt.

        Ich denke, auf die Gefahren darf man hinweisen, man darf nur nicht glauben, dass ein Verbot sinnvoll wäre.

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    • So dünn ist das Eis gar nicht. Ich recherchiere seit einigen Jahren zu dem Thema und da ist was dran.

      Tatsache ist, daß in den USA „Happy Pills“ sehr oft ohne ordentliche Diagnose und ohne permanente ärztliche Überwachung verschrieben werden. Schon bei leichteren Angstzuständen, Streß und Schlafstörungen greifen die Therapeuten routinemäßig zu Psychopharmaka. Bis vor ein paar Jahren gab es an US-Schulen ein Programm, das mit einem 9-Punkte-Papier psychisch auffällige Schüler erkennen sollte. 5 positive Punkte reichten für die Lehrer, daß sie die Kinder auf psychische Auffälligkeiten „diagnostizieren“ konnten, fast immer endete das mit der Verschreibung von Psychopharmaka bei Kindern und Jugendlichen. Nachträglich gesehen war das Zwangsmedikamentierung aufgrund unzureichender Diagnose und ärztlicher Kontrolle, sowie sozialem Druck (Erpressung) gegenüber den Eltern.

      Den Ärzten sind die potenziellen Gefahren dieser Medikamente oft selbst nicht bewusst, da sie von den Herstellern auf Seminaren und Symposien informiert/geschult werden und kaum unabhängigen Quellen haben. SSRI gelten als weitgehend harmlos und gut verträglich (was sie im Vergleich zu älteren Präparaten durchaus sein mögen). Neuere Forschungen belegen, daß das nicht der Fall ist und bei der Zulassung von Medikamente routinemäßig getrickst wird.

      Die Wirksamkeit wird inzwischen auch massiv angezweifelt. Wenn man weiß, daß in Deutschland ein Medikament zugelassen werden kann, wenn es 3% über der „Wirksamkeit“ von Placebos bei Doppelblindstudien liegt, dann kann man sich nur wundern. (Die Placebowirkung wird erforscht, sie liegt im Schnitt bei 47%, was eigentlich nicht sein darf. Geist und Körper sind anscheinend mit Zuckerpillen sehr gut beeinflußbar.)

      Dr. Peter Gøtzsche kritisiert den Umgang mit Psychopharmaka und die Zulassungsstudien der Pharmafirmen hier sehr deutlich. Gøtzsche ist ein sehr seriöser Wissenschaftler und Forscher, der ein Forschungsnetzwerk aufgebaut hat, das unabhängig von den Pharmafirmen arbeitet und deren Studien und Statistiken prüft, sowie eigene Forschung betreibt.

      Die Zahl der Verschreibung von SSRI hat sich seit der Einführung in den 80ern gewaltig zugenommen. Damit steigt auch die prozentuale Zahl der eigentlich seltenen Nebenwirkungen. Da habe ich Beispiele aus meinem direkten Bekanntenkreis.

      Es gibt auch einschlägige Forschung in dem Bereich, aber da muß man suchen – und vor allem wissen, was man sucht. Auf deutsch gibt’s sehr wenig. Das meiste findet man in GB und USA. Prof. David Healy hat einen Test an 20 normalen Menschen mit SSRI durchgeführt, von denen 2 suizidal wurden. Das ist jetzt natürlich noch keine verbindliche, repräsentative Studie, aber ein deutlicher Hinweis. Außerdem hat er hunderte von Fällen gesammelt, die in direktem Zusammenhang mit SSRI stehen und auch belegbar sind.

      Hinweise, Belege, Studien und veröffentliche Bücher gibt es dutzendweise, u.a. von Prof. David Healy, Dr. Peter Gøtzsche 2013/2014 oder die 2 Artikel, die ich 2013 dazu geschrieben habe:

      https://lawgunsandfreedom.wordpress.com/2013/03/03/konnen-psychopharmaka-ein-grund-fur-amoklaufe-sein/
      und
      https://lawgunsandfreedom.wordpress.com/2013/03/04/nochmal-psychopharmaka-ssri/

      Die darin verlinkten Dokumentationen („Drugging of our children“ und „Who cares in Sweden“) sind sauber recherchiert. Der gesamte Themenkomplex wird vor allem in der letzteren Doku umfassend beleuchtet.

      Ja – diese extrem gravierenden Nebenwirkungen sind – prozentual gesehen – sehr selten. Je häufiger diese Medikamente aber verschrieben werden, desto häufiger treten auch die extremen Nebenwirkungen auf. Bei fast allen bekannt gewordenen School-Shootings waren Medikamente gegen Depressionen im Spiel. Koinzidenz? Ich glaube nicht, denn die Zunahme von School-Shootings und andere unerklärliche Ausbrüche von Gewalt, aber auch sehr ’seltsamen‘ Suiziden geht mit der Vergabe von Psychopharmaka einher. Natürlich ist eine Korrelation noch lange keine Kausalität, aber die Hinweise sind deutlich und belegt. Erstaunlich auch, daß die Zunahme dieser Fälle auch mit der räumlichen Verbreitung der Medikamente korreliert. In den USA und in Deutschland ist der weltweit höchste Anstieg bei der Verschreibung von Psychopharmaka zu verzeichnen. Das WHO hatte mal eine Karte dazu, die ich aber leider nicht mehr finde.

      Quellen:
      http://journals.plos.org/plosone/article?id=10.1371/journal.pone.0015337
      http://journals.plos.org/plosone/article?id=10.1371/journal.pone.0073973
      http://ssristories.org/old/index1.php
      http://lexikon.ppsk.de/lexikon/krankheiten/depression/
      http://lexikon.ppsk.de/lexikon/krankheiten/adhs/
      http://lexikon.ppsk.de/lexikon/theorien/zum-begriff-der-psychischen-krankheiten/

      http://www.drugabuse.gov/related-topics/trends-statistics/infographics/popping-pills-prescription-drug-abuse-in-america

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      • Menschen denen Psychopharmaka verschrieben werden, bekommen diese entsprechend ihres Krankheitsbildes. Nicht jede Diagnose ist fehlerfrei – das stimmt auffallend gerade bei oberflächlichen und kurzfristigen Diagnosen. Eine Diagnose deren Behandlung Psychopharmaka erfordern, mindern im Rückschluß noch lange nicht die Annahme des Zuverlässigkeitsverlustes im Sinne des Waffenrechts.

        Ergo, automatisch von einer Unzuverlässigkeit auszugehen, wenn der/die Täter/in eine Straftat oder ein Suizid begeht, muß erst einmal ausgeschlossen werden. Die weitaus meisten Fälle lassen sich in mehrere Gruppen gliedern:

        1. falsche Diagnose – falsches Medikament – Kontraindikation
        2. zu hohe oder meist zu niedrige Selbstdosierung verschriebener Medikamente
        3. Medikamentenmissbrauch mit frei verkäuflichen „Glückspillen“ oder Drogen

        Die Liste ist sicher nicht vollständig, umfasst aber, denke ich, die Hauptgründe mentalen Versagens. Das dann zufällig Schusswaffen im Spiel gewesen sind, macht die Tat nicht schlimmer und ist sicher nicht auf die Waffen zurückzuführen.

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      • Da kann ich teilweise zustimmen. Aber wo ist die Basis für die Diagnose und für verschriebene Medikamente? Es gibt keinerlei biologischen oder physikalische Tests für psychische Krankheiten – also auch keine Beweise, daß die Medikamente tatsächlich was helfen.

        Hast Du Dir das DSM-4/5 oder IDC-10 schon mal durchgelesen? Das „Krankheitsbild“ basiert ja nicht auf wissenschaftlich fundierter Forschung/Untersuchung, sondern wird nach Lust und Laune des Therapeuten aus einer Liste ausgesucht. Das steht sogar wörtlich im DSM drin, daß es keine wissenschaftliche Grundlage hat. Auf dieser Basis wird diagnostiziert und es werden Medikamente verschrieben, denen eine „positive“ Wirkung zugeschrieben wird (die sie aber in den seltensten Fällen haben).

        Meiner Meinung nach ist etwas am System der Psychologie/Psychiatrie völlig falsch – und das führt dann zu solchen Auswüchsen. Noch haben wir nicht Situation wie in den USA, aber es geht in die Richtung. Sobald jemand nur ein kleines bisschen vom „Idealbild“ und „Idealverhalten“ differiert, wird versucht es mit Tabletten wegzumachen. Und das funktioniert nicht.

        Deine Liste ist richtig, kratzt aber nur an der Oberfläche. Das Problem liegt wesentlich tiefer.

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      • Das denke ich auch. Kurz nach Winnenden durfte ein Gruppe psychisch kranker Jugendlichen nicht mehr an einem mit Senioren-Paten begleitetem Schießtraining mit LG oder KK teilnehmen.

        Vorauseilender Gehorsam hat den Kindern und auch den beteiligten Senioren eine wichtige Freizeitbeschäftigung genommen.

        Sportschießen hat sich für viele Unkonzentrierte in den letzten Jahren als Sport mit positiven Effekten erwiesen.

        Es ist sehr schade, wenn alle psychischen Erkrankungen in den Topf „gefährlich“ geschmissen werden.

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      • Der Weg eines Patienten:

        Der Patient hat unklare multible Beschwerden und geht zu seinem Hausarzt

        1. Der Hausarzt hat sich ausgetobt und verweist an den Facharzt

        2. Der Neurologe testet erst einmal alle körperlichen Möglichkeiten mit seinem technischen Gerät durch, CT, MRT, EEG

        3. Möglich ist auch eine weiterführende Diagnose in so genannten Diagnosezentren. Das ganze Prozedere beginnt von vorne, nur Zeitlich sehr gebündelt (kann ich nur empfehlen). Der ganze technische Apparat wird nochmals bemüht (Ärzte vertrauen ihren Kollegen grundsätzlich nicht).

        4. Aufgrund der Diagnose behandelt der Facharzt weiter. Es vergeht in der Regel einige Zeit
        bis der Neurologe eine stationäre Einweisung befürwortet.

        5. Die Krankenkasse bemüht den Medizinischen Dienst. Der überprüft die Diagnose nach Aktenlage und gibt eine Empfehlung an die Krankenkasse. Positiv oder Negativ.

        6. Der Patient sucht sich mit seiner Krankenkasse eine geeignete Klinik und stellt einen Aufnahmeantrag.

        7. Nach einiger Zeit, ca. 4-6 Wochen meldet sich die Klinik bei dem Patienten und vereinbart ein Aufnahmegespräch.

        8. Aufnahmegespräch. Der aufnehmende Arzt gibt sein OK und der Patient fährt erst einmal wieder nach Hause (ab diesem Zeitpunkt muss der Patient nichts mehr selber unternehmen. Das erste Mal, dass ihm Entscheidungen abgenommen werden)

        9.Die Klinik meldet sich und gibt den „Einweisungstermin“ bekannt (kann auch mehrere Wochen dauern, zunächst bis zum Anruf und dann bis zum entgültigen Termin)

        10. Die Massnahme beginnt. Dauer in der Regel 5-6 Wochen plus Verlängerung, je nach medizinisch notwendigem Bedarf. Die Klinik verhandelt das mit der Krankenkasse.

        11. Im laufe der ersten 2 Wochen wird die entgültige Diagnose erstellt und die medizinische Einstellung beginnt. Parallel laufen Einzelsitzungen, Gruppensitzungen, Gruppenarbeit.

        12. Noch während des Aufenthalttes sollte sich der Patient um einen Therapieplatz bei einem Psychologen in seiner Heimatnähe kümmern.

        13. Entlassung aus der Klinik, medizinisch eingestellt, nach Hause. Der ambulante Psychologe hat den Patienten auf seine Warteliste gesetzt. Erfahrungsgemäß ist der erste Termin erst in 6-8 Monaten. Solange wird er allein gelassen. Nur in äußerst kritischen Fällen gibt es Ausnahmen.

        14. Wenn der Patient bis dahin überlebt hat, beginnt die ambulante Psychotherapie.

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      • Das ist für jemanden, der latent selbstmordgefährdet ist, lebensgefährlich.

        Wir haben pro Jahr 10.000 vollendete Selbstmorde und über 100.000 Selbstmordversuche.

        Ich folge dieser Seite schon seit einiger Zeit und finde es unverantwortlich.

        Wenn angeblich „jeder Tote einer zu viel ist“, dann ist Gefahrenabwehr bzgl. Waffen affig (weniger als 200 Opfer per anno – auch mit illegalen Waffen), aber es muss was getan werden, damit eine Depression geheilt wird.

        http://www.frnd.de/zahlen-fakten/

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      • Ob man Depressionen „heilen“ kann, ist sehr zweifelhaft. Man kann einem Menschen mit psychologischer Hilfe beibringen, wie man damit umgehen kann und man kann für eine stabiles, soziales/gesellschaftliches Umfeld sorgen, das dem Patienten eine andere Perspektive gibt, als die eigene gefühlte Angst und Hoffnungslosigkeit, in der er versunken ist. Das ist zeitaufwändig und braucht viel Geduld – sowohl von Seiten des Patienten, als auch beim Therapeuten und dem persönlichen Umfeld des Patienten (so er noch eins hat – Depressive neigen dazu, soziale Kontakte zu minimieren um nicht andere Leute mit ihren eigenen Problemen zu belästigen, was allerdings kontraproduktiv ist).

        Persönlicher Kontakt ist wichtig. Der Therapeut muß die Denkmuster des Patienten mit Hilfe von Gesprächstherapie verändern. Welche Methode verwendet wird, ist eigentlich egal. Wenn der Therapeut was taugt und der Patient drauf anspricht ist es ok. Medikamente können dabei helfen, obwohl ich das – je tiefer ich mich in die Materie einarbeite – inzwischen sehr stark bezweifle.

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      • Der Patient geht mit unklaren körperlichen Beschwerden zum Arzt. In den wenigsten Fällen wird da sofort eine Diagnose in Richtung psychosomatischer Störungen gestellt. Es sind ja körperliche Befindlichkeiten die den Patienten zum Arzt treibt. Und natürlich will er von einer Psychose oder so gar nichts wissen. Das bekommen andere. Außerdem hat er die Probleme ja schon länger, und zum Arzt geht man auch erst, wenn es gar nicht mehr geht. Ist schon interessant wie lange ein Mensch leiden kann, bis er bereit ist zu seinem Arzt zu gehen. Bis der Patient bereit ist zu erwägen, dass mit seinem Kopf etwas nicht stimmt, dauert auch seine Zeit. Also ist eine Zeitnahe Diagnose gar nicht möglich. Bombe mit Zeitzünder

        Der seltenere aber natürlich deutlich auffälligere Fall wird von „Aussen“ erkannt und dem Arzt zugeführt. Allerdings ist der Zeitpunkt deutlich später wie oben beschrieben. Der Patient ist schon auffällig geworden. Die Bombe ist kurz vorm hochgehen oder hat schon gezündet.

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      • @roofer0815
        Das mit der „Bombe“ finde ich sehr unglücklich formuliert. Es impliziert eine Gefährlichkeit, die in den allermeisten Fällen nicht vorhanden ist und stigmatisiert die in der großen Mehrzahl völlig harmlosen Kranken.

        Dem Rest Deiner Ausführungen kann ich zustimmen, habe ich selbst so erlebt, weil ich mir meinen Burn-Out damals nicht eingestehen wollte. Einen Mitarbeiter, der mit Grippe in die Firma kommt, kann man heim schicken. Die Symptome sind bekannt und eindeutig. Aber was macht man mit Leuten, die psychische Probleme haben? Da stößt die Kommunikation schnell an die Grenzen – mal davon abgesehen, daß kaum jemand erkennen kann, wo das Problem liegen könnte. Hauptsache der Mitarbeiter funktioniert einigermaßen. Tut er das nicht mehr, schmeißt man ihn raus …

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      • Das Bild mit der Bombe habe ich aus Sicht des Betroffenen geschrieben. Ich habe es so empfunden. Ich denke du hast ähnliche Erfahrungen gemacht mit deinem Burnout. Es macht auf einmal Peng ob der Erkenntnis deiner Diagnose und du fällst erst einmal in ein tiefes schwarzes Loch. Da wieder heraus zu kommen ist ein langer steiniger Weg.

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      • Ah – ok. So macht es für mich eher Sinn. Ich war erstmal eher erleichtert, daß ich endlich mal den Finger drauf legen konnte, was mit mir los war. In dem Loch war ich ja schon, auch wenn ich das anders wahrgenommen habe. Das rauskommen war schwierig und langwierig, aber das schafft man, wenn man kompetente Hilfe kriegt.

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      • @Katja
        Das Problem ist auch, daß heutzutage jeder von selbsternannten Hobbypsychologen psychologisiert wird und – dank DSM und IDC – alles was auch nur ein bisschen aus der Norm fällt, als potenziell gefährlich empfunden wird. Wir leben in einer „Sicherheitstheatergesellschaft“ in der Risiken – egal wie gering – zu welterschütternden Dramen aufgebauscht werden. Den Grund kennen wir alle: Dummheit, Ignoranz, Arroganz und Inkompetenz.

        Die gesellschaftliche Paranoia wird immer schlimmer. Einen Guru lässt man in Indien 30 km auf Knien zum nächsten Tempel rutschen und bewundert ihn vielleicht sogar noch dafür – bei uns würde der eingesperrt und mit Medikamenten vollgepumpt.

        Hätten die Psychiater zu meiner Zeit ADHS schon erfunden gehabt, die hätten mich mit Ritalin oder anderen Medikamenten vollgepumpt. Meine halbe Volksschulklasse würde nach heutigen Kriterien wahrscheinlich als „auffällig“ diagnostiziert werden.

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      • Sehe ich genauso. Ich wäre nicht betroffen gewesen, aber die männlichen Verwandten eigentlich alle.

        Früher gab es die Aufteilung in Sanguiniker, Choleriker, Melancholiker und Phlegmatiker. Keiner hat erwartet, dass sich die Menschen in eine Normschablone pressen lassen.

        Es gab Schulkinder, die zwischendurch zum „Luft holen“ auf den Hof geschickt wurden, aber es gab sogar von den Rüpeln Respekt gegenüber den Lehrern und die Lehrer hatten Mittel, sich Respekt zu verschaffen.

        Heute haben Schüler so viele Rechte und Lehrer so wenige Möglichkeiten, dass ein einziges Kind die gesamte Klasse terrorisieren kann. Es ist sogar verständlich, dass die nach Medikamenten rufen.

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      • Wie ich weiter oben schrieb. Es gab in den USA ein staatliches Programm, in dem Lehrer ihre Schüler anhand von 9 Punkten diagnostizieren konnten. Gingen die Eltern mit ihrem Sprößling nicht für Medikamente zum Psychologen drohte Schulausschluß oder Entzug des Kindes in eine geschlossene psychiatrische Einrichtung.
        https://en.wikipedia.org/wiki/TeenScreen

        Es ist bequem für die Lehrer, wenn die körperlich aktiveren Schüler mit Medikamenten ruhiggestellt werden. Dummerweise wird das „erwünschte“ Betragen an den Mädchen gemessen. Ein Junge wird aber nie das Verhalten von Mädchen haben – außer es wird ihm auf irgend eine Weise aufgezwungen.

        Also gibt man Pillen und hat ein fügsames Kind, das zwar nicht aufmuckt, aber auch nicht die Leistungen bringt, die es bringen könnte, wenn es angemessen behandelt würde.

        Wenn es bei uns in der Klasse zu unruhig wurde, dann ging der Lehrer mit uns auf den Schulhof und hat ein paar Minuten Völkerball mit uns gespielt oder uns über den Hof gejagt. Danach war ein normaler Unterricht wieder möglich. Aber der wusste sich Respekt zu verschaffen – etwas was die Pädagogen heute anscheinend nicht können oder wollen. Kumpel-Lehrer werden halt nicht ernst genommen.

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  2. Auf jeden Fall. Wäre mal interessant diesen Fall anonym vorzustellen. Welches Medikament, welche Begleitumstände, welche Diagnose. Es ist auch für einen Facharzt schwer nach wenigen Konsultationen das eichtige Medikament zu verschreiben. Allerdings glaube ich nicht an eine direkte Wirkung des Medikaments nach 48 Stunden. Er muß da ja schon höchst Suizid gefährdet gewesen sein.

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    • Hier gibt es definitiv noch die Komponenten „Mann“. Man kann psychische Probleme, insbesondere wenn sie soziale Gründe haben, nicht allein mit einer Pille lösen. Man muss sich dem Kern seiner Angst stellen, bereit sein, sich selber in Frage stellen und therapeutische Hilfen annehmen. Die „schnelle“ Lösung Pille ohne Therapie und ohne Klinikaufenthalt dürfte nicht vermarktet werden. Und freiwillige Klinikaufenthalte müssen gesellschaftlich akzeptiert werden, so wie eine Reha.

      Zudem gibt es noch das Problem Gesundheitswesen. Mein Mann arbeitet mit psychisch Kranken. Leute, die früher in der Offenen waren, leben heute im „betreuten Wohnen“. Wenn die ausklinken, dann kommen die sehr kurzfristig in die Geschlossene, erhalten dort starke Medikamente, die sie danach nicht ambulant verschrieben bekommen, und werden schnell wieder entlassen. Draußen müssen sie dann mit den leichteren Medikamenten klar kommen, was jedoch nicht funktioniert. Bei solchen Dauerpatienten, wo Heilung ausgeschlossen ist, machen es sich die Kliniken manchmal zu leicht. Auf der anderen Seite habe diese Dauerpatienten trotz Entmündigung und Betreuung ihre Rechte auf Entlassung und freie Arztwahl, was häufig kontraproduktiv für eine Therapie ist.

      Ich glaube, wir stecken in Bezug aus psychische Erkrankungen noch medizinisch in den „Kinderschuhen“.

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      • Die Komponente „Mann“ ist dominant. Tatsache ist, daß Frauen eher Suizid begehen. Aber unter dem Einfluß von Psychopharmaka hat es einige auffällige Veränderungen bei Frauen gegeben. Auch da werden Suizide in Verbindung mit Kindstötungen, Partnertötung, (sogar Haustiere sind manchmal betroffen), mit Medikamenten in Verbindung gebracht.

        Es gibt schon etliche Gerichtsurteile – vor allem in den USA – die Menschen, die Verbrechen unter dem Einfluß von Psychopharmaka begangen haben, von jeder Schuld freisprechen – wegen Unzurechnungsfähigkeit.

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  3. @Katja
    Ich bin voll bei Dir bezüglich deiner Einschätzung, dass es auf komplizierte Probleme keine einfachen Lösungen gibt und weder Waffenverbote, noch Verbote von Psychopharmaka Abhilfe schaffen.werden.
    Dass Psychopharmaka gefährlich sein können ist nichts wirklich Neues und solange diese verantwortungsvoll verabreicht werden sollte daraus auch kein inakzeptables Risiko entstehen. Was jedoch Sorgen bereiten sollte ist die Tatsache, dass Psychopharmaka sozusagen in Mode kommen und zumindest in den USA als Doping für’s Gehirn verabreicht werden um die Leistungsfähigkeit der Menschen zu steigern oder vermeintliche Verhaltensauffälligkeiten in den Griff zu bekommen.Das ist der Versuch mit Medikamenten eine einfache Lösung für komplizierte Probleme zu finden.

    Übrigens: Ich bin kein Wissenschaftler mehr. Ich habe zwar mal über 10 Jahre als Naturwissenschaftler und Ingenieur in der Forschung gearbeitet. Heute bin ich aber Projektleiter für ein IT-Unternehmen.

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    • Ich habe den Wissenschaftler gestrichen, Volker.

      Es gibt Indizien, dass Psychopharmaka zu schnell verschrieben werden und insbesondere bei Kindern und Jugendlichen „Nebeneffekte“ auftreten, die schlimmer sind als die Symptome, die sie lindern sollen.

      Im Bekanntenkreis gab es zwei Ritalin-Kinder. Die Eltern des einen haben die Medikation nach sechs Monaten abgebrochen: lieber einen impulsiven und unkonzentrierten Hüpfeball als ein Zombie. Die Mutter des anderen, selbst erfahren in Ritalineinnahme, hatte sich erfolgreich gegen eine hohe Anfangsdosierung gewehrt. Die Ärztin war der Meinung „viel hilft viel“, doch meine Bekannte wusste, wie es ist, wenn eine hohe Dosis nicht rechtzeitig eingenommen wird.

      Uns wurde von Fachexperten (sprich Lehrer, Kindergärtnerinnen und Freunden) auch Ritalin für unser Kind empfohlen. Wir hatten zum Glück gute Ärzte und Therapeuten und haben lieber zwei Jahre lang unser Kind zweimal die Woche zur Therapie gebracht, die – wie immer – nicht um die Ecke angeboten wurde. Therapieplätze für Kinder sind – auch in Großstädten – knapp.

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  4. Genau Katja – Psychopharmaka sind wirklich gefährliche Medikamente.Falsch eingestellt –
    können sie bei manchen Menschen eben fatale Reaktionen auslösen – die dann zu unkontrollierten Handlungen wie im Drogenrausch führen.

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  5. Hat dies auf Waffen – Waffenbesitzer – Waffenrecht rebloggt und kommentierte:
    Dazu hatte ich ja schon 2013 einiges gesammelt und mich seitdem immer wieder damit beschäftigt.
    https://lawgunsandfreedom.wordpress.com/2013/03/03/konnen-psychopharmaka-ein-grund-fur-amoklaufe-sein/
    und
    https://lawgunsandfreedom.wordpress.com/2013/03/04/nochmal-psychopharmaka-ssri/

    Die Hinweise und die entsprechenden Studien dazu verdichten sich immer mehr zur Gewissheit:

    http://journals.plos.org/plosone/article?id=10.1371/journal.pone.0015337
    http://journals.plos.org/plosone/article?id=10.1371/journal.pone.0073973

    Laut Peter Gøtzsche vom Cochrane Center (einer unabhängigen Einrichtung die klinische Studien auf Validität überprüft) bringt die Verschreibung von Psychopharmaka pro Jahr mehrere 100.000 Leute um. Die meisten sterben durch Suizide. Aber es gibt eine erkleckliche Anzahl von unerklärlichen Gewalttaten und Morden, die in direktem Zusammenhang mit der Medikation stehen.

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    • Es gibt eine neue Studie: Nur 1% von 850.000 Patienten in Schweden wurden gewalttätig. Das ist sicherlich weniger als der Durchschnitt; aber auch kein Wunder, da viele der älteren Patienten mit hohen Dosen wie Zombies durch die Gegend laufen.

      Aber die Dosis und die Nebeneffekte bei jungen Menschen sollten untersucht werden, da bei niedrigen Dosen 43% der 15-24 jährigen gewalttätig wurden.

      Link: http://www.reuters.com/article/2015/09/15/us-health-antidepressants-crime-idUSKCN0RF2BB20150915

      Der Wissenschaftler hat sich auch mit Suizid und Schusswaffenkriminalität befasst. Man sollte sich seine Studien mal genauer anschauen.
      Überblick: http://www.psych.ox.ac.uk/publications?author=seena-fazel

      Z.B. hier – erfreulicherweise ist dieses Papier für jeden einsichtbar:

      Mental illness and reduction of gun violence and suicide
      http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC4211925/

      Abstract
      PURPOSE:
      This article describes epidemiologic evidence concerning risk of gun violence and suicide linked to psychiatric disorders, in contrast to media-fueled public perceptions of the dangerousness of mentally ill individuals, and evaluates effectiveness of policies and laws designed to prevent firearms injury and mortality associated with serious mental illnesses and substance use disorders.
      METHODS:
      Research concerning public attitudes toward persons with mental illness is reviewed and juxtaposed with evidence from benchmark epidemiologic and clinical studies of violence and mental illness and of the accuracy of psychiatrists‘ risk assessments. Selected policies and laws designed to reduce gun violence in relation to mental illness are critically evaluated; evidence-based policy recommendations are presented.
      RESULTS:
      Media accounts of mass shootings by disturbed individuals galvanize public attention and reinforce popular belief that mental illness often results in violence. Epidemiologic studies show that the large majority of people with serious mental illnesses are never violent. However, mental illness is strongly associated with increased risk of suicide, which accounts for over half of US firearms-related fatalities.
      CONCLUSIONS:
      Policymaking at the interface of gun violence prevention and mental illness should be based on epidemiologic data concerning risk to improve the effectiveness, feasibility, and fairness of policy initiatives.

      Ich stimme mit dem Wissenschaftler überein, dass wir mehr Daten benötigen, bevor neue Gesetze beschlossen werden.

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  6. Nochmals zum Thema Amokläufe und Psychopharmaka.

    Und hier am richtigen Ort……………

    Wer sich etwas mit dem Thema beschäftigen will, hier könnte man den Faden aufnehmen.
    Ich habe das vor Jahren schon einmal gemacht, aber leider sind meine alten Links inzwischen inaktiv. Aber alleine hiermit liesse sich das nochmals aufrollen.

    http://www.westernfreepress.com/2013/01/06/school-shootings-and-prescription-drugs/

    ich wurde damals von einem Mann aus der Polizei darauf aufmerksam gemacht. Die USA sind in gewissen Dingen einfach sehr professionell. Denn von hierzulande kenne ich kaum etwas zu dem Thema.

    Unter dem Links ist schon eine ganze Menge der Amokläufe aufgeführt ( ca. 30 ) und was der Täter intus hatte.

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    Zitat :

    School shootings and prescription drugs

    Christopher Cook | January 6 2013

    confess that a potential link between mass shootings and prescription drug problems is not something I have researched in the past. It is a rather new area for me. The data below are not something that I present with surety, but rather with intellectual curiosity. Is there a link? Are we over-medicating our people, especially our children? Do certain medications have dangerous side effects for certain people? Can they trigger latent violent tendencies, or even cause people to commit acts of violence they otherwise would not?

    This list, from SSRI stories, is at least worth examining:

    What Drug Date Where Additional

    School Shooting Prozac WITHDRAWAL 2/15/08 Illinois
    ** 6 Dead: 15 Wounded: Perpetrator
    Was in Withdrawal from Med & Acting Erratically

    School Shooting Prozac Antidepressant 3/24/05 Minnesota
    **10 Dead: 7 Wounded: Dosage Increased One Week before Rampage
    **14 Year Old GIRL Shoots &

    usw. usf……….

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  7. Ach je Psychologie… noch vor nicht all so langer Zeit waren salopp Schwule und Lesben im Sinne der psychologischen Diagnose schlicht „Kranke“. Ebenso vor noch nicht all zu langer Zeit war die Welt entsetzt wie die Psychologie mit behinderten menschen umgegangen ist. Ja und wie sehr sind wir entsetzt wenn ein angeblich ach so gesunder geheilter Kinderschänder wieder in Freiheit kommt und dann doch nochmals ein Kind auf meist bestialische Weise missbraucht oder gar tötet. Wir erkennen doch wie sehr sich die Psychologie irrt.

    Ebenso wissen wir wie sehr Medikamente eingesetzt werden die mehr oder weniger Wirkung haben aber betont die Ursache nicht bekämpfen. Bestenfalls ist es oft die Auswirkung die ein Medikament angeht aber die Ursache bleibt unbeachtet.

    Jetzt nimm all diese Aspekte und reden wir über Medikamente in Sachen Psyche.

    Wohl braucht es keine weiteren Aspekte um zu erkennen das die Psychologie da mit Sachen spielt die mehr als nur gefährlich werden können.

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  8. Auf 3sat gibt’s derzeit in der Mediathek noch eine Sendung der Reihe „scobel“. Sehr interessant und es bestätigt etliche der Annahmen und HInweise, die wir über die letzten Jahre gesammelt haben:

    http://www.3sat.de/mediathek/?mode=play&obj=54744

    Ich habe mir das mal runtergesichert, bevor es wieder aus der Mediathek verschwindet. Manchmal taucht so was nämlich nicht bei Youtube wieder auf, obwohl gerade solche Sendungen allgemein zugänglich sein sollten.

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